Gongylus gongylodes

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Gongylus gongylodes
Verfressen.JPG
Allgemeines
Trivialname Wandelnde Geige
Herkunftsland Indien
IGM-Nummer 3; 177
Größe Weibchen adult ca. 10 cm
Größe Männchen adult ca. 8 cm
Lebenserwartung Weibchen nach Adulthäutung 3-4 Monate (6 Häutungen)
Lebenserwartung Männchen nach Adulthäutung 6-10 Monate (7 Häutungen)
Haltung
Terrariengröße (L×T×H in cm) mind. 20x20x30 bei Einzelhaltung / mind. 40x30x30 bei Gruppenhaltung
Einrichtung trockene Äste und Stauden, mind. eine Seitenwand begehbar
Bodensubstrat Sand, Seramis, Humus, usw.
Temperatur Tag 30-35°C
Temperatur Nacht Raumtemperatur (18-20°C)
Luftfeuchtigkeit Tag 40-50 %
Luftfeuchtigkeit Nacht 50 %
Futter Fliegen, Wespen, Wachsmotten, usw. (Spezialisierung auf fliegende Beute)
Zucht
Paarungsbereitschaft Männchen 2-3 Wochen nach Adulthäutung
Paarungsbereitschaft Weibchen 3-4 Wochen nach Adulthäutung
Kopulationsdauer 1 - mehrere Stunden
Inkubationszeit ca. 4 Wochen
Inkubationstemperatur 30-35°C
Inkubationsluftfeuchtigkeit 40-50 %

Allgemeines

Gongylus gongylodes kommen in trockenen bis teils feuchten und heißen Arialen vor. Ihren Wasserbedarf können die Tiere vollständig über ihre Nahrung decken. Durch die Imitation von trockenem Laub und Ästen gut getarnt für das menschliche Auge, aber auch anderen potentiellen Feinden, hängen sie zumeist in typischer Gongylushaltung (= kopfüber) im trockenem Gestrüpp und harren auf ihre Beute welche überwiegend aus fliegenden Insekten besteht. Zweifelsohne werden zwar auch Käfer, Ameisen und andere nicht fliegende Insekten verzehrt, aber diese wohl nur nach Gelegenheit. In Gefangenschaft zeigte sich schnell, dass eine überwiegende Ernährung mittels Grillen, Heuschrecken und Co. zu Problemen bei den Tieren führte. Teils traten eine Art Verdauungsstörung auf einhergehend mit Erbrechen, teils brachen die Tiere auch binnen Tagen vereinzelt auch Stunden vollständig zusammen. Wenn adulte Weibchen mit dieser “groben Nahrung“ gefüttert wurden traten sogar Probleme beim Oothekenbau auf. Diese Unterfamilie von Mantiden scheint nahezu keine Hemmschwelle im Bezug auf Hitze zu haben. Temperaturen weit jenseits der 40°C werden ohne Schwierigkeiten weggesteckt. Das Sozialverhalten der Geigen ist, für Mantiden, sehr ausgeprägt. Ob die Tiere sich gegenseitig als bekannt erkennen können vermag ich nicht zu sagen, jedoch als artzugehörig scheint die Kommunikation auszureichen. Die Tiere “wippen“ sich gegenseitig an. Andere Empusiden die dieses Verhalten ebenfalls an den Tag legen (wie z.B. Empusa spp.) werden an ihrem Wipprhythmus als Artfremd erkannt und abgewehrt. Kannibalismus tritt relativ selten auf und die innerartliche Tollerranz ist sehr groß, so können zwei Tiere direkt nebeneinander jagen ohne sich gegenseitig zu stören.

Haltung

Ich selbst halte meine Geigen bevorzugt in Gruppen welche ich jedoch recht frühzeitig (nach erreichen des 4.-5. Larvenstadiums) nach Geschlechtern trenne. Mindestens eine Seitenwand muss für die Tiere begehbar gestaltet werden da sie, wie alle Empusiden auch, nicht die Fahigkeit haben an glatten Oberflächen zu laufen. Bei Styrodur- oder OSB-Terrarien erübrigt die sich für gewöhnlich da deren Oberfläche meist genug "Grip" gibt. Das Bodensubstrat kann sehr individuell ausgewählt werden da die notwenige Feuchtigkeit bei Gongylus nicht allzu hoch sein muss. Die hoft gebriesene "Furtztrockenheit" führt aber auch bei dieser Art ab und an zu Häutungsfehlern. Klettermöglichkeiten werden selten angenommen insoweit die Decke genug Freiraum bietet.

Futter

Die Tiere sind auf fliegende Beute spezialisiert welche bei ihnen, wie auch bei Idolomantis, einen Fangschlag auslöst. Laufende Beute wird jedoch ebenso angenommen (so z.B. Terflys).

Zucht

Die Geschlehctreife meiner Tiere trat bei etwa 3 Wochen nach der Imaginalhäutung ein. Verpaarungen konnte ich im Verlauf der nächsten Woche mehrere beobachten und sicherlich kam es noch zu weitaus mehr zu den Tages- und Nachtzeiten in welchen eine Beobachtung nicht stattfand. Die Ootheken wurden von den Weibchen einige Zeit später zumeist an den Wänden abgesetzt. Die Ootheken entnahm ich zu Anfang dem Terrarium, später beließ ich sie jedoch aus Faulheit auch gerne mal darin. Im Durchschnitt waren die Pakete etwa um die 40 Larven stark. Ich besprühte die Gelege lediglich einige Tage nach der Ablage wenige male um den Proteinschaum, welche das eigentliche Konstrukt umgab abzulösen. Danach erfolgte keine weitere Anfeuchtung mehr. Auch während des Schlupfes nicht. Die wenigen Prälarven welche die Häutung zur L1 nicht schafften hatten wahrscheinlich weitaus mehr Probleme mit den gleichzeitig schlüpfenden Geschwistern als mit der Feuchtigkeit. Teilweise kam es auch zu Phasenschlüpfen über mehrere Tage verteilt weshalb ich Ootheken mit noch nicht vollständig geöffneter Schlupfzone noch 2-3 Tage hängen ließ. Der Schlupf erfolgte bei den selben Parametern wie bei den Eltern nach etwa 4 Wochen (je nach Nachtabkühlung auch eine zwei Wochen später).

Die Larven sind beim Schlupf nahezu schneeweiß, diese Färbung änderte sich aber binnen weniger Tage in einen leichten beige Ton. Ich halte die Larven in kleinen Gruppen in BraPlast Boxen (größere Gruppen in dem entsprechend größeren Behälter) mit Gegenlüftung, mit einem Bodengrund aus Seramis und als zusätzliche Aufenthaltsfläche einer Handvoll Holzwolle. Die ersten Tage fressen die Larven meist noch nichts. Um ihnen jedoch die Wasseraufnahme zu ermöglichen nebele ich sie mehrmals täglich ein wenig ein (wichtig nicht getrunkenes Wasser muss verdunsten können, daher nicht kurz vor oder nach dem Ausschalten der Beleuchtung sprühen). Diesen Mehraufwand lasse ich den Tieren noch bis etwa einschließlich der dritten Fresshaut zukommen. Es hatte sich gezeigt, dass auf diese Weise weitaus mehr Larven die ersten Stadien überlebten. Nach wenigen Tagen beginnen die L1´er bereits kleine Fruchtfliegen zu fressen. Selten kommt es auch mal vor das eine derart junge Larve eine Goldfliege ihr Eigen nennt was aber meist mit einen Ringkampf einhergeht. Selbst wenn es von Zeit zu Zeit mal vorkommt das kleine Gongys solch große Beute ergreifen bleibt es eher die Ausnahme. Selbst betroffene Einzeltiere sind danach nicht futterfest auf derartige Futtergrößen. Die Larven wachsen bei Tageswerten von etwa 35°C schnell heran. Ab der dritten Fresshaut werden Goldfliegen schon eher akzeptiert jedoch ist eine weitere Ernährung mittels Fruchtfliegen für die bessere Nahrungsaufnahme noch immer zu empfehlen. Die Geschlechter lassen sich bereits schon sehr früh an den Abdominalsegmenten erkennen. Mit dem semiadultem Stadium sind bei Männchen bereits die Verdickungen an der Basis der Fühler zu erkennen. Diese schreiten im subadultem Stadium sehr stark voran sodass der Kopf eines subadultem Männchen, im Profil gesehen, in Verbindung mit den angelegten Fangbeinen wie eine Sichel wirkt. Die Imaginalhäutung läuft bei beiden Geschlechtern zumeist problemlos ab. Es ist nicht nötig die Luftfeucht extra anzuheben. Selbst Flügeldeformationen sind sehr selten bei dieser Art. Geigen lassen sich in nahezu allen Stadien zusammenhalten. Lediglich die Futtergröße setzt hierbei Grenzen. So hatte ich bereits schon über mehrere Wochen ein adultes Weibchen mit einigen ihren Jungen, welche bei ihr geschlüpft waren, zusammen gehalten ohne irgendein Fressverhalten der Großen gegenüber den Kleinen zu beobachten.

Zusatz

- Ich verwende bei Gongylus mehrere Deckenmaterialien. Sowohl ein PET Gittermaterial (auch PET Verputzmatten) als auch Geflechtgazen sind in Gebrauch. Obgleich viele Arten ihre Probleme mit mindestens einem der vorhergehenden Materialien haben konnte ich bisher bei den Geigen in keinster Weise eine Beeinträchtigung feststellen. Weder blieben sie hängen noch verfingen sie sich. Lediglich Lochblech führt zum Abbrechen der Tarsen und vereinzelt auch zu größeren Teilen der Schreitbeine. Mit einhergehend können solch verstümmelte Tiere sich teils kaum noch halten. Je nach Verstümmelungsgrad aber auch nicht mehr wippen und werden oft auch als Feind betrachtet.

- Bei mir zeigten die Tiere ein schlechtes Fressverhalten sobald die Beleuchtung nicht über dem Deckenmaterial sondern auf selber Höhe war. Auch beim verzichten auf eine “begehbare Decke“ wurde schlecht gefressen. Zuerst wurde sich zwar noch an Einrichtungsgegenständen wie Zweigen und Trockenstauden aufgehalten, aber immer wieder wurde auch versucht die Decke zu erklimmen und sich in Gongymanier kopfüber daran zu hängen. Funktionierte dies nicht wurden die Wände aufgesucht von denen aus aber weitaus schlechter Beute aufgenommen wurde. Besonders die Adultis machten hierbei Probleme.

- Vor unbekanntem Futter wird häufig sehr hektisch geflüchtet oder Abwehrschläge ausgeführt. So dauerte es bei mir einige Tage bis die Tiere auch Wespen akzeptierten (= jedoch spricht auch nichts gegen die einseitige Ernährung mittels Fliegen).

- Gongylus lässt sich mit genügend Ausdauer auch zu einem Drohverhalten verleiten. So zeigen die Tiere die Innenseite ihrer Coxa und können ebenfalls stridulieren.

- Die Tiere können in den kleineren Stadien auch auf verschmutztem Glas laufen. Wobei “laufen“ hierbei schon das falsche Wort wäre. Vielmehr klammern sie sich an jede Unebenheit. Mit Eleganz nicht an nährend zu betiteln. Raue Oberflächen (Kokosmatten, Gaze, Styrodur, Fliesenkleber, etc.) bieten hierbei einen weitaus besseren und sicheren Gripp was sich sogleich zeigt sobald man den Tieren dies zu Verfügung stellt.

- Ich persönlich verfüttere im erstem Stadium sehr gerne flugfähige Essigfliegen. Es ist zwar die Hölle pur wenn diese kleinen Stinker entkommen, aber die Mantiden lieben sie. Sehr quirlig und äußerst reproduktiv (= selbst auf bereits verbraucht zu scheinenden Ansätzen können diese sich noch vermehren). Zum Verfüttern stelle ich einfach den gesamten Ansatz mit grobem Fliegengitter abgedeckt (=Fliegen kommen raus und rein // Matiden jedoch nicht rein) in die Box/Terrarium. Um das Gitter drauf zu bekommen ohne das übermäßig viele Fliegen flüchten einfach für 15 Minuten in den Kühlschrank stellen. Teilweise hielten solche Ansätze sage und schreibe 4-5 Wochen in welchen sie stetig Fliegen entließen. Sehr effektiv übrigens um Ausreiserfliegen zu erwischen sind Klebestreife in Kombination mit Essig. Ganz wichtig ist jedoch hierbei den Mantiden eine Rückzugsmöglichkeit auf Holzwolle oder Ähnlichem zu ermöglichen. Die Fliegen sind derart aufdringlich das die kleinen Predatoren sonst den Herzkasper bekommen könnten. Die Fliegen suchen immer zahlreich die Decke oder Seiten mit Lichteinwirkung auf sodass die Gongys ihre Ruhe in der zweiten Reihe haben. Mit der einen oder anderen Fliege die sie trotzdem streift kommen sie schon klar und selbst Häutungsfehler sind eher die Seltenheit.

- Geigen haben ein recht großes Farbspektrum. So kann die Färbung sehr stark zwischen dem typischem Braun/Beige bis hin zu Grün und Schwarz variieren. Das Grün tritt recht häufig in der larvialen Entwicklung auf wird aber selten bis zum Adulti beibehalten. Zumeist werden die Adultis dann nur sehr hell. Gelegentlich treten aber auch adulte grüne Weibchen auf, bei Männchen ist dieses Farbspiel sehr selten.


Quellen

  • Eigene Beobachtungen

Webseiten

Literatur